Die christlich-jüdische Beziehung im Mittelalter
Wenn über die Beziehung zwischen Judentum und Christentum gesprochen sind, so gehören meist Holocaust, Pogrom und Verfolgung zu den ersten Assoziationen, die einem bei dem Thema in den Sinn kommen - vor allem in Deutschland. Eine zeitlang behandelte die Geschichtsschreibung die jüdische Geschichte in Deutschland als eine stetig eskalierende Abfolge von Unterdrückung und Verfolgung, welche im Holocaust gipfelte. Dabei wird oft übersehen, dass Juden jahrzehnte- und manchmal jahrhundertelang friedlich mit ihren christlichen Mitmenschen auf engstem Raum zusammenlebten, ohne dass es zu Übergriffen oder Pogromen kam.
Zugleich lässt sich auch nicht leugnen, dass gerade im Mittelalter die Juden religiöse und somit auch gesellschaftliche Außenseiter waren, die stets eine Minderheit bildeten. Somit blieb die Gefahr bestehen, dass die jüdische Bevölkerung als Sündenbock in Krisenzeiten wie etwa Hungersnöten und Epidemien herhalten musste. Dieses stets vorhandene Bedrohungsgefühl stärkte die Tendenz der jüdischen Gemeinden, sich in einem Viertel zu sammeln und nach außen hin abzuschotten, bis schließlich gegen Ende des Mittelalters die Situation so weit eskaliert war, das die Mehrheit der jüdischen Bevölkerung aus den deutschen Territorien abwanderte.